Dienstag, 4. Oktober 2022

Versöhnung

 


In den letzten Wochen fällt es mir nicht leicht, mein Innenleben zu offenbaren. Immer wieder beschleicht mich der Gedanke, es ist doch bereits alles gesagt, alles niedergeschrieben und wer will, könnte auch verstehen.

Jedes weitere Wort scheint mir unnütz. Die, die mich verstehen, langweilen solche Zeilen und alle anderen empfinden mich als anmaßend, überheblich, arrogant, besserwisserisch. Obwohl ich versichere, all das habe ich weit hinter mir gelassen. Weich, zart, klein, verletzlich, altruistisch, suchend – ja das bin ich in Wirklichkeit, auch wenn dies so gar nicht zu meiner körperlichen Erscheinung passt.

Wer den Initiierungen-Weg geht, kommt in seinem Verlauf an dieser Weggabelung vorbei, an der ich gerade stand. Sehr lange lagerte ich hier, um eine Entscheidung ringend. Diese Kreuzung ist tückisch, glaubte ich doch auf den ersten Blick, ich muss mich nun für links oder rechts entscheiden, um weiterzugehen. Der breite ausgetrampelte, feste Weg nach links. Modern, zügig, gut, einfach und komfortabel erscheint die linke Abzweigung. Rechtsherum, ein wenig Moos bedeckt, stellenweise etwas dornig, jedoch vertraut, bekannt und richtig. Nicht einfach für mich zu wählen. Ich entscheide mich zunächst an dieser wichtigen Kreuzung zu verweilen.

Eine Pause tut jetzt gut, um sich zu sammeln und genau abzuwägen. Mein Blog war ursprünglich angedacht Kulturunterschiede zwischen Sizilien und dem Schwarzwald aufzuspüren, sowie ein wenig den Zeitgeist zu erfassen. Jetzt, wo Deutschland wieder, mit wehender, auf den Kopf gestellter Fahne, völlig irrsinnig, ohne Soldaten im Rücken in den Krieg rennt. Die Sizilianer, politisch recht desinteressiert, sich höchstens um den Preis für die Pasta sorgen.  Jetzt ist mein ursprüngliches Anliegen so nichtig und klein – völlig unwichtig geworden. Offenbart mein suchender Blick in die Gesellschaften doch zumindest, wohin uns des Teufels Weg, mit Materialismus, Geld, Gier und Egoismus, aktuell führen würde. 

Doch wer bin ich, dies zu verurteilen oder zu bewerten? Zeitzeuge zu sein, wird mir allerdings niemand abstreiten wollen. Ich sehe nun einmal, was ich sehe. Ich höre, was gesprochen wird und ich lese, was niederschrieben ist. 

Krieg oder Frieden bedeutet links oder rechts? Wo ist der Haken? Alle die Jahrhunderte ging dieses Konzept nie auf. Vielleicht zeitweilig, bis wieder jemand singt: „Wo sind all die Blumen hin…; Werden Sie denn nie verstehen?...“

So denke ich an meiner Weggabelung und erkenne ganz klar und deutlich: Keiner der ausgetrampelten, bereits begangenen Pfade führt dahin, wo Menschen menschlich sind. Frieden scheint auch ein Konzept, das den Krieg ausschließen muss. Die Polizei, Richter, Alarmanlagen, Zäune und natürlich ein friedliches bewaffnetes Militär benötigt und die Einfriedung abzusichern. Das hat indessen zigmal nicht funktioniert und kann nur eine Übergangslösung sein. Ich dummer visionärer Träumer aus dem Lala-Land komme in meiner Vision ohne Polizei und Gefängnis aus, weil kein Mensch mehr auf die Idee kommt zu stehlen. In meinem Tagtraum sehe ich diesen Menschen an und weiß, was er benötigt. Das bekommt er dann geschenkt. In meiner Fantasterei gehen Menschen liebevoll und freundlich miteinander um. Sie nehmen sich in den Arm und unterstützen einander. Selbstlose Nächstenliebe ist in meiner Utopie die Norm. Alle sind so. Alle machen mit. In meinem weltlichen Paradies leben Menschen, Tiere und Pflanzen harmonisch nebeneinander. Benötigen und Wollen gehören der Geschichte an, weil einfach alles da ist. Alle sind versorgt und alle sind gesund und alle sind versöhnt. Was denkbar ist, ist auch machbar.

Ein lautes Geräusch holt mich unsanft aus meinem Tagtraum und ich stehe wieder an meiner Weggabelung. Es wird mir nun sonnenklar: nicht links oder rechts, nicht Mann oder Weib, nicht gut oder böse.

Keiner der vor mir liegenden Wege führt in mein Paradies. Ich finde dorthin nur, wenn ich einen neuen Weg beschreite, mir meinen eigenen persönlichen Weg bahne. Mich nicht scheue vor dem Unbekannten, vor Steinen, Dornen oder Spinnen. Es gilt nur das erste Hindernis zu überwinden: Allein losgehen ins Ungewisse. Bin ich losgezogen, bin ich völlig sicher, da ab diesem Moment Gott mich behütet.

So erinnere ich mich an Matthäus: „Freuet euch und frohlocket; denn euer Lohn ist groß im Himmel; denn also haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch gewesen sind.“

Ich gehe indessen weiter auf neuen Wegen. Bereit, mich allem zu versöhnen. Ganz besonders mit den Schatten meines eigenen Seins, meinen Feinden und Gegnern: 

Versöhnung.


Mittwoch, 3. August 2022

Wir haben viel zu viele Zecken

 


Meine Siesta tat mir gut. Es ist gut warm, geschätzt knapp unter vierzig Grad. Etwas träge und ziemlich verschwitzt bewege ich mich, aus unserer Schlafkajüte im Wohnwagen, Richtung Dusche im Garten.

Kaum erreiche ich die vor den Caravan geschusterte Holzterrasse, begrüßt mich freudig, hüpfend, springend um die Beine tänzelnd, Welpe Max. Oder ist es Moritz? Selbst nach rund drei Monaten kann ich die beiden eineiigen Hundezwillinge optisch immer noch nicht unterscheiden. Wie immer muss ich lachen, die unbeholfenen Pfötchen Bewegungen, die echte pure Freude des Wiedersehens sind einfach ansteckend und ich beuge mich zu dem kleinen schwarzen Knäuel, um ihn zu streicheln.

Oh, nein, nicht schon wieder. Gestern Abend hatte ich den Zappelphilipp doch schon fast eine Stunde unter meinen Fingern: Hunderte von Zecken an den Ohren, zwischen den Zehen, in den Achseln, am Nacken, ach, einfach überall. Wo kommen die „verdammten“ (darf ich nicht sagen) Dinger nun schon wieder her?

Ich könnte vor Verzweiflung heulen und unterbreche meinen Weg zur Dusche sofort, schnapp den Kleinen, leg ihn rücklings auf meinen Schoß und lege los. 

Ein Eimer mit Wasser ist bereits neben mir gerichtet und meine liebe Frau Daniela, die mich gut kennt und genau weiß, diese akribische Gedulds-Prozedur dauert jetzt wieder eine gute Stunde, versorgt mich zumindest mit einer selbst gemachten und eisgekühlten Zitronenlimonade. Dankbar, nehme ich einen großen Schluck und lege los. 

Zecke für Zecke drehe ich zwischen Daumennagel und Zeigefinger raus und ersaufe sie im Eimer. Zecke um Zecke. Nach sieben Jahren und über fünfzig Hunden unter meinen Händen, ein routinierter Griff.  Und komm mir keiner mit „Zeckenzange“ und „Drehtechnik“ und so’n Quatsch, bitte nicht. Wir sind auf Sizilien und es gibt hier viele, sehr viel Straßenhunde in Not.  Ein blutiges Geschäft und der kleine Hund grummelt süß und entspannt sich dabei. Er kennt die Prozedur. In den letzten Tagen ist es das vierte Mal. 

Viele Gedanken schießen mir bei dieser monotonen Pflege durch den Kopf. Ich frage Gott, wofür Zecken gut sind? Ich frage ihn, ob „Du sollst nicht töten“ auch für die Zecken und mich gilt und ob er denn eine Ausnahme für mein Karma machen könnte? Immerhin hätte die Zecke ja die Chance, im Eimer zu schwimmen. Was kann ich dafür, wenn die blöden Blutsauger nur tauchen wollen? Soll ich den kleinen unschuldigen Hund elendig vom Getier auffressen lassen? Für mich als Christ ist das wirklich eine Gewissensfrage. Ich spüre Gottes Wohlwollen dabei und auch seine Antwort ist liebevoll und zart, jedoch mein menschlicher Verstand, sagt mir ganz klar: Diese Zeckenplage ist nur Ausdruck unserer Gesellschaft und deren Ungleichgewicht. Ich sinniere weiter und ein Ohr des jungen Streuners ist bereits blitzblank. 

Mein ganzer Körper juckt und in meiner Vorstellung krabbelt es bereits an mir überall. Wenn ich nachschaue, ist da natürlich nichts. Fantastisch, wie real sich Einbildung anfühlen kann. Aber ich schweife ab, das wäre eine andere Geschichte. Die Zecken sind schließlich nicht gänzlich eingebildet.

Unweigerlich denke ich beim Entdecken an Ungeziefer, Parasiten, Blutsauger, Gesocks und warum auch immer, gleichzeitig an Politiker, Journalisten und machtgierige, herzlose Taugenichtse. Ich verbiete mir, diese Gedanken weiterzuspinnen. Da bin ich sehr konsequent. Auch das sind Menschen und mit einem kurzen Gedanken an deren Kindheit, durchströmt mich nur noch Mitgefühl und ein trauriges Bedauern. Ich zwinge meinen Geist dazu, sich um Lösungen zu kümmern. Permakultur, biologisch – hin und her, was kann ich tun um die Zecken und Stechfliegen Plage, in diesem so trockenen Sommer, für uns alle erträglicher zu machen? Alle Sizilianer, die auch einen Schlafplatz im „Campania“ haben, sprühen einmal pro Woche mit der Gartenspritze den Wohnbereich im Garten ab. Ich erinnere mich an meinen geliebten Großvater, Gott hab ihn selig. Auch er spritze gelegentlich. Was er benutzte, weiß ich nicht, in Erinnerung blieb mir nur E605. Das „Schwiegermuttergift“ war wohl das „Roundup“ der Alten. Suizid-Hilfe, Rattengift und Pestizid in einem. Es sind Kindheitserinnerungen, unvollständig, lückenhaft und durch Manipulation einiger menschlicher „Zecken“ nachjustiert. 

Obst und Gemüse aus Opas Garten habe ich reichlich gegessen. Es war schmackhaft, lecker, unser damaliges „Bio“ und ich bin heute noch recht gesund. Kann, so trügt mich meine Logik, nicht ganz so schlimm sein. Ich entschließe mich in Gedanken, morgen zum Agrargroßhändler zu radeln, um mir etwas Konzentrat zu holen. Die 18 € tun mir, bei meinem Schmalspurbudget, echt weh, jedoch scheint mir der Chemie Kompromiss die beste Lösung. Besser als dieses doofe und teure „Frontline“ Zeugs. Da malt mein Geist immer Horrorgeschichten, von kleinen Babys mit Floh- und Zeckenhalsband, aus. Keine Mutter würde Ihr Kind so vergiften, oder? 

Das zweite Ohr, das Gesicht, der Hals und der größte Teil des Bauches sind nun freigelegt. Der kleine, schwarze Racker wird ein wenig unruhig und ich beruhige ihn mit zärtlichen Worten und einer kurzen Streicheleinheit. Gelegenheit auch meine eigene Starre ein wenig zu entspannen, den Rücken aufzurichten und in den „Endspurt“ zu treten. Einen großen Schluck Limonade, zwei Züge von der Selbstgedrehten. Die angerauchte Zigarette lag seit heute Morgen noch auf der Kante des Aschenbechers. Weiter gehts. 

Jetzt habe ich noch mal zehn Minuten, dann verweigert sich das Hündchen. Wir kennen uns schon relativ gut und ich erhöhe die Taktzahl. Zecke um Zecke wird zum „Schwimmen“ geschickt. Tatsächlich mühsam und ein wenig Traurigkeit kommt auf. Bei solchen Taten verliebe ich mich so sehr in diese Tiere, dass es bereits jetzt schon schmerzt. Mir ist gleichermaßen bewusst, so Gott will, werde ich ihn abgeben oder sterben sehen. Annahme und Loslassen finden in meinem Herzen immer zeitgleich statt. Vielleicht habe ich selbst ja einfach nur einen an der „Waffel“. Egal, ich bin so und zum Glück ist da irdisch niemand mehr, dem ich Rechenschaft schuldig bin. Niemand! Die Zecke tut mir leid.

Kurz nicht aufgepasst, meldet sich der Teufel mit den Politikern wieder. Diesmal will er mir die Idee von Roundup und der Schlangenbrut schmackhaft machen. Ich gestehe, er ist raffiniert und kennt meinen Humor ziemlich genau. Grinsend jedoch schicke ich auch diesen Gedanken zum Teufel zurück und konzentriere mich auf die letzten Quadratzentimeter Fell. Gedanken frei, geschafft, dusche ich zunächst den Welpen gründlich, um ihn anschließend trocken zu rubbeln und mit Kamille-Babypuder zu besänftigen. 

Nun besänftige ich mein Jucken und mich und komme endlich, nach der Siesta, zu meiner Dusche.

Ja, auch die Wahrheit, die Freiheit und die Liebe haben einen Preis. Welchen, das kannst Du mir sicher sagen? Heute Abend ist der andere Zwilling dran. Dann denke ich vielleicht weiter?


Freitag, 15. Juli 2022

Heute fliegen die Bomber

 


Die Gelben Engel der sizilianischen Lüfte faszinieren einerseits, betrüben andererseits. Allein schon die technischen Daten der Canadair, die Kompetenz und die Ruhe der Piloten, das stoische Kreise ziehen, im Kampf gegen den menschlichen Schwachsinn, macht mich nachdenklich.
Wie viel Erfolg hat so eine  „Luft-Wasser-Spritzpistole“? Wie viele Menschen, Tiere, Pflanzen haben Sie wohl vor dem Feuertod bewahrt? Ich habe keine Ahnung.

Das monotone, dumpfe Surren der Propeller, die greifbar nahen Überflüge hier, der träge Rhythmus und wo ich hinschaue, kleine, große, rauchende Brände. Allesamt ohne Beachtung. Ansiedlungen, Wald, Bäume, dafür reichen die Kapazitäten gerade so und man kämpft um jeden Einzelnen. So wie Gott um uns.

Je nach Modell können die Canadairs 5000 bis 6.000 Liter Wasser aufnehmen. Zum Aufladen senkt sich das Flugzeug auf die Wasseroberfläche, verringert seine Geschwindigkeit auf ca. 130 km/h, öffnet zwei spezielle, einziehbare Einlässe am Bauch, tankt sich in 12 Sekunden auf und hebt wieder ab. Italien hat sechzehn davon, jede mit einer Reichweite von sechs Stunden. Heute fliegen hier zwei. In Catania um 11 Uhr gestartet. 

Die Juniwärme ist nun in feurige Hitze übergangen. 40 Grad sengende Sonne, zwingen zur Siesta. 
Alle 15 Minuten ein Überflug. Alle halbe Stunde ein kaltes Bad oder eine Dusche, als „heiß gekühlte“ Überraschung, machen die Temperaturen erträglich. Der fast immer da seiende Wind, die nächtliche Meeres kühle, mein akklimatisierter Körper – zusammen und mediterran betrachtet, ist sogar der „Brutofen“ Sommer Siziliens, ein wesentlicher Teil meines „Dauerurlaub“. Essen und Trinken. Palavern. Schlafen. Ein paar wenige Stunden Arbeit am Laptop oder im Garten. 

Nur halt der Pilot heute nicht. Er schrubbt wie ein Schweizer Präzisionsuhrwerk seine 6h. Länger als ein Formel-1-Rennen, bei voller Aufmerksamkeit. Im Flieger gibt es kein Anhalten. Es fliegt sich ohne Motorkraft nur vorwärts – abwärts. Ich habe allen Respekt vor der Konzentrationsfähigkeit. 
Fürs Protokoll. Ich erzähle die Wahrheit:

Vielleicht ist für einen Piloten das Fliegen eines Tages wie Laufen oder Autofahren und er fliegt das Ding und guckt in der Landschaft herum und sinniert über Gott und die Welt. Auch das, weiß ich nicht. Ich kenne leider keinen der Piloten persönlich. Ihnen wird auch völlig egal sein, was ein deutscher in Sizilien über sie denkt oder schreibt.

Garfield, unser tauber, schneeweiße Angorakater, versucht stoisch monoton eine Schranktür zu öffnen. Susi, unsere kleine Jagdhündin, liegt mir zu Füßen und leckt meine Blessuren vom Kapern pflücken an den Schienbeinen. Unser Gockel kräht. In Deutschland kosten Cocktailtomaten 17 € das Kilo. 34 Mark!  

Die Zeit ist für einen Moment nicht anwesend. Ewig kam es mir vor. 

Freitag, 8. Januar 2021

Verdrehte Sinne

 

Wenn ich die Musik schmecke,

bittersüß auf der Zunge schmelzen lasse.

Wenn ich Speisen höre,

sanft, trommelnd sie ans Ohr dringen lasse.

Wenn ich Deine Worte rieche,

frisch sie meine Nase umschmeicheln.

Wenn ich Dich sehe,

leuchtend, strahlend lächelnd mein Herz Dich erkennt.

Wenn ich mit den Augen spüre,

den Handschlag, die Umarmung, den Kuss nach den Sternen greifend.

Wenn der Bauch nun in Dir spricht,

warm und behaglich klingen Gedanken in mir.

Wenn hocherfreut mich Begegnung,

bereichert und stärkt, laß zu und traue

Gott.

So Gott in Dir, so Gott in mir.


Sie hin in die Augen Deines Gegenübers.

Fühle wenn die Seele spricht.

Denke vor. Denke jetzt. Denke nicht.


Wahrnehmung

Samstag, 2. Januar 2021

Warum lügst Du mich an?

 


Oft sieht die Wahrheit wie eine Lüge aus.

Johann Peter Hebel (1760 – 1826 - ein alemannischer Vorfahre)


Warum lügst Du so oft? Du lügst nicht? Schon das ist eine Lüge! Sie ist erstaunlich und mir fast unerklärlich: Die Lüge. Sie ist für mich ein großes Mysterium. Nirgends ist auffälliger wie unsere „eigentliche“ Absicht, unser Wertesystem, mit der Wirklichkeit kollidiert. 

Fakt ist: Wir Lügen oft. Im Schnitt – so kursieren Statistiken im Internet – rund 200 mal am Tag. Ganz besonders beginnen wir in der Geschlechterbegegnung zu Flunkern und zu Schwindeln. So verrät eine Studie mit Studenten. Zwei sich unbekannte Studenten, eine Frau und ein Mann treffen sich und führen einen „Small Talk“ in nur 10 Minuten hat jeder im Schnitt drei mal gelogen. Bei 8 Stunden Schlaf wären das am Tag 288 Lügen. Und diese Zahl nur mit viel Nachsicht und niemals nach meinen, mir selbst auferlegten Regeln für die Auslegung dessen, was eine Lüge ist.

Wieder die Frage warum? Geltungsbedürfnis? Angst nicht gut genug zu sein? Eine weitere wissenschaftliche Analyse stellte fest: Je höher das Einkommen, desto häufiger die Lüge. Es scheint so, als würde die Lüge zum Geschäfte machen dazu gehören. Die Steigerung einer Lüge ist dann ein Wahlversprechen. Beim Beruf des Politikers, scheint die Lüge schon zum normalen und somit guten Ton zu gehören. Und wieder die Frage, warum? Und warum akzeptieren wir dies so widerstandslos. Klingt uns hier Jesus in unserem Unterbewusstsein: „Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein...“? Wenn Freundschaften, Ehen, Familien, Firmen, Konzerne und ganze Staaten, unsere Geschichte auf Lügen aufgebaut werden, welche Zukunft hat solch eine Entwicklung? Wo wir doch wissen, Lügen haben kurze Beine. Wir wissen, es ist immer nur eine Frage der Zeit, denn die Wahrheit ist, ohne jegliche Anstrengung, sehr geduldig.

Und immer wieder die Frage: Warum nur Lügen wir, wo es doch so unökonomisch und anstrengend ist? Lass uns zunächst einige Formen und Arten der Lüge anschauen.Da gibt es die wichtigste, die ERSTE Lüge, die Notlüge, die Schutzlüge, die Lüge um Anzugeben, die abgeschwächte Lüge, sie nennen wir dann Flunkern, oder verniedlicht schwindeln, die erpresste Lüge, die Lüge aus Gewohnheit, die implizierte Lüge, die unausgesprochene Lüge (manchmal Geheimnis genannt), die Lüge, die ich selbst Glaube, die unbewusste Lüge und die bewusste und berechnende Lüge. Diese Liste, denke vielleicht selbst darüber nach, lässt sich variantenreich verlängern. Selbst jetzt, beim Schreiben und darüber Nachdenken, erschrecke ich über die Vielzahl, besonders jedoch über die Kreativität, die wir beim Lügen entwickeln. Zum Schutze unseres Menschseins, bin ich mir jedoch ziemlich sicher, die häufigste Form ist die unbewusste Lüge. Diese Erkenntnis wirft ein weiteres Mal, die – in der Natur der Sache liegend – sehr dehnbare Frage auf, was ist denn überhaupt eine Lüge? Man könnte meinen, eine klare Definition der Lüge, wäre die Abwesenheit von Wahrheit. Nun bin ich mit Wörtern recht pingelig und das macht das nächste Fass auf: Was ist die Wahrheit. Für mich ganz klar, die Wahrheit gibt es nur einmal. Sie ist unzweifelhaft. Die Wahrheit IST. Nun frag einen Polizisten der Zeugen zu ein und der selben Wahrheit verhören muss, wie viele „Wahrheiten“ er protokolliert. Meist so viele, wie er Zeugen vernimmt. Somit definiere ich meine und auch Deine Wahrheit als Wirklichkeit. Damit definiert sich die Lüge als eine Veränderung der Wirklichkeit. In meiner Wirklichkeit ist manches Lüge, was in Deiner Wirklichkeit nicht als Lüge gilt. Kannst Du mir folgen? Dabei entsteht zum Beispiel eine Religion. Schon in unserer Sprache steckt sehr viel Ungenauigkeit und damit Potential für die Lüge.

Was meine ich damit? Mein guter Kumpel aus Berlin behauptet die zwei häufigsten Lügen identifiziert zu haben: Die Erste: „Black is beautiful“, die Zweite „Der Scheck ist unterwegs“. (Achtung Humor!) Eine Selbstanalyse, durch genaue Beobachtung meiner Gedanken und Worte, ergab bei mir folgende, am häufigsten gelogenen Worte: Erstens „ich muss“. Zweitens „ich brauche“. Wenn Du da mal genau hinschaust und wirklich ganz aufrichtig mit Dir bist, vielleicht findest Du Dich darin wieder? Beispiele: „Ich muss morgen um 6 aufstehen.“ Gelogen. „Ich muss noch einkaufen.“ Gelogen. „Ich muss...“ ist zu 99 % einfach nicht wahr. Da steht in aller Regel keiner mit der Maschinenpistole im Anschlag hinter mir und zwingt mich. Nein, wir lügen uns da schon an. Wir glauben wir müssen. Wir glauben wir brauchen. In „Wahrheit“ machen wir es immer aus freiem Willen. Lassen wir den Gedanken einmal hier stehen – erlaube es mir bitte – und widmen uns der Frage noch ein letztes Mal: Warum lügen wir? Ein gute Spur zur Antwort führt über die allererste Lüge in Deinem Leben. Nur wenige können sich genau erinnern wann das war. In aller Regel, führt etwas kramen im Gedächtnis, in die Kindheit und in die Familie. Eltern oder Geschwister waren es meist, bei denen wir diese Erfahrung zu ersten Mal machten. Die Ursache – also warum logen wir – war fast immer Furcht oder Angst. Die Angst nicht geliebt oder gar bestraft zu werden. Bestraft für etwas, was ich getan habe, von dem ich glaubte oder glaubte zu wissen, das gefällt Mama oder / und Papa so gar nicht. Um den Schmerz zu vermeiden greife ich zur ersten und damit „Not-Lüge“. Das Eis ist gebrochen. Wie Deine persönliche Lügengeschichte von da an weiter geht hängt stark vom „Ausgang“ der ersten Lüge ab. Wurdest Du erwischt – oder eben nicht? Konntest Du das Gefühl rasch verdrängen oder hat Dich der Schmerz deines Gewissens fast zerrissen?

Wie war die „Kultur“ des Lügens in Deinem Umfeld? Hast Du als Kind rasch festgestellt, um Dich herum wird gelogen, dass sich „die Balken biegen“ oder war Lügen tatsächlich ein „Todsünde“. Du erkennst – Lügen wird zu einer sehr individuellen, Dich begleitenden Geschichte. Aus diesem Grunde ist es vermutlich auch nicht möglich meine „Warum-Frage“ einheitlich zu erklären. Psychologen, Soziologen, Kulturhistoriker u.v.m. haben dazu auch noch eine Meinung. Alles gelogen? Oder doch nicht? Vielleicht alles wahr? Ich habe darauf keine Antwort. Ehrlich! Eines jedoch weiß ich heute aus meiner eigenen Erfahrung. Es lohnt sich bei der Wirklichkeit zu bleiben. Es lohnt sich dem eigenen „Lügen-Verhalten“ auf die Spur zu kommen. Es macht das Leben irgendwie einfacher und stressfreier wenn man das Lügen bewusst zu vermeiden versucht. Abschließend komme ich nun mit einem Impuls auf das müssen und brauchen zurück. Mach doch einmal einen Selbstversuch: Nimm Dir heute vor, das Wort (ich) muss, (wir) müssen, (Du) musst durch (ich) will oder (darf) oder (ich) möchte zu ersetzen. Beachte dabei wie sich das anfühlt. Und bitte erschrecke nicht, sofern dieses denken für Dich recht neu ist, wie oft Du etwas vermeintlich musst! Und wie oft Du Dich und Dein Umfeld damit „beschwindelst“. Jedoch bitte bedenke: Manchmal muss man. Zum Beispiel aufs Klo! Wenn Dir das mit dem „MUSS“ Freude macht, erweitere die Aufgabe um „BRAUCHEN“. Prüfe was Du wirklich, wahrhaftig brauchst – oder eben nur einfach möchtest oder willst. Diese Gedanken machen Dich mächtig!

Wenn Du Deinen Lügen generell auf die Spur kommen möchtest, empfehle ich Dir 21 Tage lang ein Lügen-Tagebuch zu führen. Schreibe einfach ein Stichwort hinein, wenn Du beim Reflektieren über einen Tag auf eine Lüge (Flunkern und Schwindeln, Notlügen etc.) stößt. Du wirst erstaunt sein, wie gut dich dabei Dein Gewissen führt.

Es gibt nur eine einzige Regel: Lüg' Dich nicht selbst an.

Freitag, 1. Januar 2021

Wahrheit versus Wirklichkeit

 


Wir schreiben in unserem Kalender den 22. Dezember 2020. Ein besonderes Datum? Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Ein gesellschaftlich, politisch seltsames und durchaus verrücktes Jahr, neigt sich dem Ende zu.

Ich selbst, sitze mit meiner lieben Frau Daniela in geborgener Vertrautheit auf Sizilien. Wir leben im Hinterland von Licata ein einfaches, sehr bescheidenes aber natürliches Leben. Hätte ich kein Internet, wüsste ich von keiner Krise, keinen Problemen und hätte auch keine spirituellen Hirngespinste.

Gestern war wieder so ein dritte Dimensionsweltuntergangs- und fünfte Dimensionsaufstiegsdatum. Die Karotte vor des Esels Nase. Die ganze Nacht, den ganzen Tag lag ich auf der Lauer. Wir suchten Pilze im Garten, wir beobachten den Himmel und die Erde. Wir spüren, fühlen, hören. Der Hahn kräht, Kater Momo bettelt, die „Hunde bellen und die Karawane“ zieht weiter. Weiter zum nächsten Element. Natürlich wissen heute alle, dass der Kalender ja längst nicht mehr stimmt, dass Übergänge immer behutsam geschehen müssen und das ganze seit 20irgenwas ja schon lange läuft.

Es ist ja nicht so, dass ich die Gedanken und Ideen einiger meiner Freunde und Bekannten nicht faszinierend finde. Im Kern trägt wohl auch jede Fantasie ein Fünkchen Wahrheit mit sich. Dennoch frage ich mich, warum so viele Menschen, der wahrnehmbaren Wirklichkeit so sehr entrücken?

Warum Hirngespinsten und reinen Denkmodellen ohne jeden Praxisbezug, so viel Aufmerksamkeit geschenkt wird? Ich glaube, es liegt daran, dass wir eine bequeme, verweichlichte und Natur-fremde Gesellschaft geworden sind. Dies zumindest in den Industrieländern. Und immer wenn ich pauschaliere, dann bin ich mir auch der Ausnahmen bewusst. Nur im Falle Du eine solche bist.

Wir denken vielleicht selbst nur noch in ein und aus, materiell, Computer-ähnlich. Wir sind theoretische Supergurus und Meister aller Klassen oder Themen und glauben, wir wissen heute alles und was wir zufällig einmal noch nicht wissen, das googeln wir mal eben. Abertausende Texte, Hörbücher und Videos jeglicher Art, stehen uns zur Verfügung und „pfeifen“ sich viele auch rein. Dabei denken wir stets die Gedanken der Autoren. So schreibe ich diesen Text auch nur für mich und fürs Nirwana der Informationsflut. Wen interessiert denn schon wirklich, was gerade ich denke, fühle oder gar schreibe. Wir sind doch erst einmal alle mit uns selbst beschäftigt und ist kein Nutzen absehbar oder hab ich den Inhalt mit hehren Versprechen teuer eingekauft, mit welcher Motivation sollte ich dies lesen? Sag Du es mir? Mir ist dies alles sehr bewusst.

Später geh ich noch einmal in den Garten und stecke, wenn die Sonne über dem Berg versinkt, viele kleine Knoblauchzehen in die feuchte, schwere sizilianische Erde. Ich arbeite gerne und ich bete dabei. Meine Tiere werden mich beobachten, mich besuchen und sich wundern. Auch mit Ihnen spreche ich. Ich bete, dass das was ich Gott nenne, meinen Knoblauch gedeihen lässt. Im Juni oder Juli dann, erst 2021, mit etwas was ich Geduld und auch Glück nenne, ernten wir freudvoll eine große Knolle. Dies ist meine Wirklichkeit und bedeutet für mich Fülle und Reichtum. Das ist für mich das Wunder der Schöpfung.

Nun ist Knoblauch nicht jedermanns Sache. Oder jederfraus – was ist da politisch noch korrekt?

Wir, als Kollektiv, sind mittlerweile so wissenschaftlich verkopft und vor allem arrogant und überheblich, dass wir uns über die Schöpfung stellen. Wir stellen uns über große Geister und Seelen wie Jesus Christus, Buddha, Goethe, Steiner oder Grönig. Und hier nenne ich nur ein paar wenige exemplarisch. Wir wissen ja alles und dies vor allem besser.

Doch Hochmut kommt vor dem Fall. Alle Hochkulturen gehen unter. Immer. Das ist ein Schöpfungsgesetz. So wird natürlich auch unsere Welt untergehen. Jedoch ist auch gewiss, dass unsere Schöpfung noch ein paar Jährchen Bestand hat. Zwar kann ich das nicht beweisen, ich würde jedoch jede Wette dazu halten. Ob ich dann allerdings den Gewinn aus meiner Wette noch erlebe, dass kann ich nicht sagen. Denn ich weiß definitiv nicht, wann meine weltliche Uhr abgelaufen ist und meine Welt hier untergeht. Ich weiß nur eins, meinem Knoblauch ist das ziemlich egal.

Und ich sehe deutlich, dass recht finstere Gesellen unserer Welt nun die „Krone“ aufgesetzt haben. Genau darin seh ich meine und Deine Chance: Fliegen wir selbst! Denn die Zeit der Bequemlichkeit ist vorbei und der Schöpfer hat uns aus dem Nest geworfen. Wohin fliegen wir also?

Willkommen in 2021. Guten Flug uns allen.

 


Mittwoch, 23. September 2020

Weltkindertag 2020 und die „Brücke von Arnheim“?

Sind wir wirklich so dumm? Sind wir naiv? Werden wir verhöhnt?

Als im September 1944 „Hitler“ in letzter Verzweiflung, den Größenwahn zu verlieren, als Antwort auf die Luft-Boden-Operation der Alliierten im Zweiten Weltkrieg, unsere Jungs, Kinder noch mobilisierte und an die Front entsandte, war der Krieg zum Glück verloren.

Weltkindertag
Der Preis jedoch war zu hoch. Kinder opfert man nicht. Nicht einmal in bester Absicht.


Kinder missbraucht!https://www.rnd.de/politik/weltkindertag-2020-kinder-fordern...


Im Jahr 2020, benutzen Führungskräfte aus Politik, Medien und Parteien unsere Kinder wieder.

Berlin. Familienministerin umrahmt von Kindern, die man eine politische Aussage mit bunten Farben auf ein Pappschild malen ließ. Da entscheiden also „Erwachsene“ was für diese Kinder und damit natürlich alle Kinder, auf der ganzen Welt, gut ist. Herr, vergib Ihnen, denn Sie wissen nicht was sie tun!

Hat irgendein Erwachsener einfach mal einen 12 Jährigen und eine 12 Jährige gefragt, was sie sich wünschen? Nein, Frau Ministerin, weiß offensichtlich eh was für uns gut ist. Als Volksvertreterin in hohem Amt. Sie glaubt zu wissen! Eine gefährliche Denkweise.


Seit Jahren beobachte ich die Entwicklung. Der Harmonie wegen gibt der Klügere nach. Wenn immer der Klügere nachgibt? Wer bleibt im Spiel?


Aus gleichem Gedankengut wird gerade in allen Amtsstuben ein Gesetz umgesetzt. „Die einfache Sprache“. Für alle, die nicht wissen was ich meine. Hier ist eine Erklärung: https://kommunal.de/leichte-sprache-gesetz


Auf deutsch: „Die“ schreiben, folglich reden und folglich denken, jetzt, ich bin ein unmündiges Kleinkind, aus Rücksichtnahme auf das eine unmündige ältere, demente Mütterchen, was eh nicht im Internet ist und zwei oder drei minder Gebildete. 97 von 100 Menschen, bzw., Personen, werden von nun an für dumm gehalten. Vielleicht sogar für dumm „verkauft“? Das ist wirklich dumm!

An diesem Punkt angekommen, sollte der Klügere bereit sein, die Waffen zu wetzen. Das Fass der Überheblichkeit, Arroganz und Ignoranz ist nun voll. Das angenehme im Kommunikations-Krieg: Die Waffen sind unsere Worte. Nicht einfacher wird die Sprache, werte Minister.


Meine These: Vieles ist satanisch verdreht und ich weiß, es ist Gott, das Christ sein, was uns leiten soll. Die Lösung ist denkbar logisch: Seid einfach lieb zueinander! Nur wer handelt heute schon logisch? Wir wären nie an diesen Punkt der menschlichen Entwicklung mit Logik gekommen.


Am Anfang war das Wort. Warum sollte das Wort am „Ende“, in der Endzeit, weniger wichtig werden? Nicht einfacher darf unsere Sprache werden, sie sollte genauer werden. Worte bleiben immer und ewig. Es sind Waffen oder Werkzeuge. Durch bewusste und genau Wortwahl treffen wir selbst die Entscheidung und fangen an über unsere Aussagen nachzudenken. Was gleichermaßen hilft logisch und weise einander gegenüber zu treten.


Zum Weltkindertag, werte Frau Ministerin, wünsche ich mir, dass wir Jugendliche ernsthaft und repräsentativ nach ihren Anliegen, Wünschen und Sorgen befragen.

Ich wünsche mir Kinder, die, bis sie sieben Jahre alt sind im Kreise einer gesunden und glücklichen Familie aufwachsen dürfen. Bis sie dann 14 sind, lassen wir die Kinder einfach politisch in Ruhe. Da machen die Heranwachsenden einfach was sie wollen. Ich halte Ihnen zugute, dass Sie keine Zeit haben um über Ihr Handeln nachzudenken. Eine Unterstellung, ich weiß. Ich weiß auch wenig. Jedoch sollte kein Kind dieser Welt hungrig zu Bett müssen. Somit gibt es noch gut zu tun. Benutzen wir die Kinder bitte nicht für unsere Interessen. Denn dieser Krieg ist logischerweise bereits verloren.


Andreas Peter Geng. Licata. 2020